Jutta Fellner-Pickl wurde 1939 am Chiemsee geboren, wo sie auch heute noch wohnt. Sie ist geschieden, Mutter von drei Kindern und Großmutter zweier Enkelkinder.

Ihr wichtigster Wahlspruch lautet: „Gib niemals auf!“.

Mutta Fellner-Pickl wurde 1939 am Chiemsee geboren, wo sie auch heute noch wohnt.

Sie ist geschieden, Mutter von drei Kindern und Großmutter zweier Enkelkinder.

Ihr wichtigster Wahlspruch lautet:
„Gib niemals auf!“.

Im Gespräch mit der Autorin

Deine Kindheit und Jugend hast du am Chiemsee verbracht, wie war das damals?

Ja, ich wurde als ziemlich kleines Baby am wunderschönen Chiemsee geboren, im Jahre 1939, als der II. Weltkrieg begann.

Als ich drei Jahre alt war, starb mein Vater durch Kriegseinwirkung.

Meine Kindheit verbrachte ich gut behütet bei meiner Mutter und Tante Maria; sie waren Schneiderinnen. Eigentlich hatte ich drei Mütter, auch die Mama vom 1. Stock kümmerte sich um mich. Und dann gab es zu meinem Glück einen „Ersatz-Papa“, ihren Mann, der schon mal seine Arbeit vernachlässigte, um mit mir Drachen steigen zu lassen. Seine Arbeit war seine Gärtnerei; da saß ich schon als Baby im Mistbeet, in dem Gemüse angebaut wurde, und knabberte Schnittlauch und Petersilie.

Mit 6 Jahren begann meine Schulzeit. Unser Klassenraum war ein Metzgergeschäft, ausgestattet mit Stühlen und provisorischen Bänken. Auch an den Chiemsee kamen viele Flüchtlinge, und nicht alle Kinder fanden in unserem Schulhaus Platz. Meine Noten waren Einser und Zweier. Nur in Handarbeit bekam ich eine Drei, was mich sehr geärgert hat, denn ich fand das ungerecht, als Tochter einer Schneiderin.

Mit 14 Jahren begann ich meine Lehrzeit zur Großhandelskauffrau. Das war kein Zucker schlecken. Aber gleichzeitig verbrachte ich tolle Stunden mit meinem Freund in einem kleinen Segelboot auf dem Chiemsee.

Bist du im Laufe deines Lebens mal rausgekommen aus der schönen Provinz?

Klar, irgendwann wurde es mir zu eng in unserem kleinen Ort. Ich ging nach München, um in der „Flugzeug-Union-Süd“ eine Stelle im Büro anzutreten. Dort arbeiteten auch Amerikaner, denn in der BRD wurden die ersten Flugzeuge „Lockheed Starfighter F-104“ gebaut, außerdem auch die „Fiat G 91“, für die Bundeswehr. Meine amerikanischen Kollegen nannten mich „Shorty“., weil ich ziemlich klein bin. In der Firma lernte ich auch meinen Mann kennen.

Ich fand München großartig, doch für mich kleines, einfaches Mädel vom Land war dies der Sprung „in die große weite Welt“. Als ich den Führerschein machte, kannte ich nicht mal eine Einbahnstraße. Dann bin ich natürlich praktisch durchgefallen.

Dein Geburtsjahr ist ein sehr geschichtsträchtiges. Hast Du noch Erinnerungen an den Krieg? Du warst ja noch sehr jung.

Ja, Erinnerungen habe ich noch: Wir kleinen Kinder spielten gerne auf der „Ludwigshöhe“ (benannt nach König Ludwig I.) Dort sahen wir einmal in der Nähe ein Haus lichterloh brennen. Tiefflieger waren unterwegs. Ich sah meine Tante ganz weit unten am Haus stehen und meinen Namen rufen… Wir krochen in einen Tannenhaufen am Waldrand, und wagten nicht zu sprechen, noch uns zu bewegen.

1945 rückten die Amerikaner mit Panzern über die Landstraße in unser Dorf ein, vorbei an unserem Haus. Unsere Mieterin, eine alte Dame, stand am Gartentor und heulte lauthals „Hitler tot, Hitler tot“. Ein Panzer stoppte. Er rief „Frau weg!“. Das war kein Spaß. Der (mein) Papa nahm sie am Kragen, brachte sie in ihr Zimmer im ersten Stock, und sperrte sie ein. Darauf drohte sie, vom Balkon zu springen. Sie hat es aber nicht gemacht.

Du hast ja auch Kinder und bist ein Familienmensch, wie war das nach der Scheidung für dich?

Auf Wunsch meines Mannes zogen wir damals zurück an den Chiemsee, wo wir unter großen finanziellen Risiken unser Haus um- und anbauten. Dann, nach 25 Jahren Ehe, kam die Trennung und Scheidung. Es war ein jahrelanger Kampf.

Nach der Scheidung hatte ich ein Haus (samt Schulden) mit Garten, meine sehr alte, 100% schwerbehinderte Tante, und 2 Kinder zu versorgen. Mein Sohn war fast erwachsen, aber meine Tochter noch ein Kind. (Auch beide Kinder haben bei Trennung und Scheidung sehr gelitten.) Es musste weitergehen. Nebenbei musste ich Geld verdienen, denn ich bekam nur für die Kinder Unterhalt. Das alles war sehr schwierig. Ich hatte wenig Ahnung von technischen Dingen, was das Haus betrifft. Diese viele Jahre andauernde Aufgabe habe ich mir ein wenig mit Ausflügen in die Berge und Schwimmen im See versüßt.

Hast du nicht 3 Kinder?

Ja, ich habe 3 Kinder geboren (obwohl mir eine Gynäkologin keine Mutterschaft zutraute). Aber mein mittleres Kindchen ist 10 Minuten nach der Geburt „heimgegangen zum Ursprung“, also ein „Sternenkind“.

Du hast es nicht leicht gehabt im Leben und viel gearbeitet. Wie hast Du dann den Weg und die Zeit zum Schreiben gefunden?

Irgendwann konnte ich nicht mehr, ich landete in der psychosomatischen Klinik: Chronischer Burnout. Daheim blieben meine kleine Tochter und meine alte, kranke Tante, die mein Sohn nach Möglichkeit versorgte. Meine Tochter rief mich täglich um 7.00 Uhr morgens weinend in der Klinik an. Es war für mich Herz zerreißend.

Dort, in der Klinik, schrieb ich meine ersten, sehr schwermütigen Gedichte. Mitpatienten gab ich diese Gedichte zu lesen, die verblüfft fragten: „wie kannst du wissen, wie es MIR geht?“

Aus den Gedichten wurde mehr, und so bin ich zum Schreiben gekommen.

Du bist also ein Mensch, der sich nicht unterkriegen lässt und für andere da ist.

Ja, Zähne zusammenbeißen und durch! Es geht immer wieder weiter. In den letzten Jahren bin ich Mitglied der „Bürgerhilfe e.V.“ unserer Gemeinde, eine sehr wichtige Einrichtung. Ich betreue stundenweise Senioren, und habe dabei auch Sterbebegleitung geleistet.

Wo kannst du auftanken, was gibt dir Kraft?

Gerne mache ich kleine Bergtouren. Auf dem Berg bin ich „dem Himmel näher“. Schon vor dem Sommer bis in den Herbst schwimme ich im See. Das Wasser nimmt mir Vieles ab.

Zu meiner Freude habe ich 2 Enkelkinder. Für jedes Kind schrieb ich zu ihrer Geburt ein Büchlein (nicht veröffentlicht). Ich habe auch gute Freunde.

Wichtig ist mir außerdem mein Garten: von Frühling bis Herbst blühen Blumen und Sträucher, reifen Beeren, und in der kalten Jahreszeit bei Schnee öffnet der Winterjasmin seine strahlend gelben Blüten. Dabei beherberge ich Vögel, Igel, und auch immer eine kleine Maus.

Wenn mir auch nicht alles gelingt, kann ich doch sagen: ich bemühe mich / ich habe mich bemüht.

Einige interessante Details

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